Illusionen von Macht

Mittwoch, 13. März 2013

Seine Majestät der Bezirksbürgermeister

Obrigkeits-Untertanen-Mentalität ist ja in Preußen doch noch recht verbreitet. Besonders bei der Obrigkeit. Kein Wunder, daß viele glauben, sich nur mit spätpubertären Wutanfällen wehren zu können.
Umso bewundernswerter sind da die Bemühungen einiger Engagierter, die Möglichkeiten der Kommunikation und demokratischer Methoden zur Mitgestaltung ihres Lebens zu nutzen. Die Interessengemeinschaft "Pro Musikschule Köpenick" wehrt sich gegen unter Ausschluß der Öffentlichkeit getroffene Beschlüsse und schlechten Führungsstil und bemüht sich um Lösungen. Dies alles tut sie öffentlich in einem Blog.
Ich hoffe, die Initiative erreicht ihre Ziele und kann sich auch weiteren drängenden Problemen der Musikschule widmen, z.B. den unzumutbaren Arbeitsbedingungen der sog. Honorarkräfte. Außerdem hoffe ich, daß der andere, bisher noch in Adlershof ansässige Teil der Musikschule eine genauso starke und selbstbewußte Interessengemeinschaft bildet und mit "Pro Musikschule Köpenick" zusammenarbeitet.

Sonntag, 20. November 2011

Unter Haien

Da sind sie also, die Immobilienhaie. Sie kamen nicht, wie von Herrn Meier angedroht, um mich vor die Tür zu setzen oder meine Miete zu verfünffachen, sondern erst nachdem ich die Wohnung aus eigenem Antrieb und freien Stücken gekündigt habe.
Was genau sie eigentlich von mir wollen, weiß ich auch nicht genau. Das Schreiben des outgesourcten Tochterunternehmens meines Vermieters, der seit einigen Monaten eine AG ist, liest sich etwas - nun ja, weltfremd, irgendwie. Aber vielleicht bin ich es auch, die weltfremd ist. Eine Wohnung primär als Lebensraum zu betrachten und nicht als Kapitalanlage ist ja auch sowas von 90er!
Mir ist es ehrlich gesagt scheißegal, was mit der Wohnung passiert, sobald ich ausgezogen bin. Sie gehört mir ja nicht. Warum also erzählt mir das Tochterunternehmen, der Interessent wäre "ausschließlich an Kapitalanlagen interessiert"? Soll mich das beruhigen? Oder beunruhigen? Vielleicht sollte ich ihm raten, besser in Edelsteine oder -metalle zu investieren. Eine einzelne, unvermietete Wohnung in einem 12-Parteien-Haus ist meiner Meinung nach nicht besonders gut geeignet, um damit schnell reich zu werden. Vielleicht ist der Interessent nur auf die Immobilienfuzzi-PR reingefallen, die Logik bleibt mir jedenfalls verborgen.
Soll er kommen, soll er gucken. Auch wenn ich leicht angepißt bin, daß vorsorglich darauf hingewiesen wird, ich wäre verpflichtet, die Besichtigung meiner Wohnung zu ermöglichen. Nur "der guten Ordnung halber", versteht sich. Nicht etwa, um im Vorfeld schon eine feindselige Atmosphäre zu schaffen, indem mir unterstellt wird, ich wäre nicht kooperativ. Und keinesfalls um mir zu zeigen, daß das Recht auf Privatsphäre und Unverletzlichkeit der Wohnung nur lästige Paragraphen sind, die man, nur pro forma, nicht so ganz übergehen darf.

Aber was will ich denn? Das war doch geradezu vorbildlich! Es geht auch ganz anders! Man kan mir auch einfach einen kleinen Zettel in die Wohnungstür schieben, auf dem man mich bittet, dringend zurückzurufen. Zurück? Da war gar kein Hinruf, auf den ein Rückruf hätte erfolgen können. Immerhin gibt es neben der Handy- noch eine Festnetznummer und einen Nachnamen, der Vorname ist mit S. abgekürzt. Die Telefonnummer bei google einzugeben kann man jetzt nicht gerade als Recherche bezeichnen. Und es reichte schon, um herauszufinden, daß S. die Inhaberin einer Immobilienfirma ist.
Ich kann es nicht leiden, für dumm gehalten zu werden. Das empfinde ich als Beleidigung.
Wie seriös kann eine Firma sein, die es nötig hat, derartig Versteck zu spielen? Ein Brief oder wenigstens eine kurze Notiz im Briefkasten, wer sie ist und was sie will, hätte doch drin sein müssen, oder? Ach ja, ich glaube, ich versteh das Immobiliengeschäft wirklich nicht.

Mal unter uns, liebe S., wenn meine Mutter zu mir sagt, ich solle mich (doch mal wieder) melden, ist das der Grund dafür, genau das wochenlang nicht zu tun. Wenn nun eine Fremde dies tut, ohne irgendetwas von sich preiszugeben und dann noch suggeriert, es wäre eilig, was wird dann wohl passieren?
Sie wollen etwas, offenbar meine Wohnung. Und sie brauchen dafür meine Unterstützung. Nun, dann dürfen Sie sich gern etwas mehr Mühe geben. Ich hab nämlich nichts davon Ihnen zu helfen. Vor allem dürfen Sie mich als erwachsenen Gesprächspartner sehen und ernst nehmen.

Das sind sie also, die Immobilienhaie.

Freitag, 12. Februar 2010

Heute: Übergötter in Weiß

Die folgende Geschichte erreichte die Berlin-zum-Abgewöhnen-Redaktion:

Ein normaler Arbeitstag in der klinischen Forschung.
Die Probanden haben einen strikten Zeitplan:
Erster Proband:
8:25 Uhr – 8:55 Uhr Frühstück (Speiseraum, 2.OG)
8:56 Uhr Blutentnahme (im Zimmer, 1. OG)
9:00 Uhr Medikation (anderes Zimmer, 1. OG).

Zweiter Proband: Dasselbe um acht Minuten nach hinten verschoben.

An dem Plan läßt sich erkennen, daß die Blutentnahme keinesfalls pünktlich stattfinden kann und insgesamt nicht viel Zeit dafür bleibt.
Die Blutentnahme wird von Schwester R. durchgeführt, die Medikation vom Arzt. Nennen wir ihn Dr. Ging.

Dr. Ging ließ Schwester R. über einen Medizinstudenten ausrichten, in welches Zimmer sie die Probanden zur Medikation schicken sollte. Kurz darauf stand der Arzt im Probandenzimmer und sagte ihr dasselbe noch einmal persönlich, während sie mit der ersten Blutentnahme beschäftigt war. Er fügte noch hinzu: Dann brauchen wir noch Wasser. Schwester R. wies ihn darauf hin, daß im Medikationsraum kistenweise Wasserflaschen lagerten, leicht verwundert, daß ihm das nicht aufgefallen war.
Etwas Unverständliches vor sich hin murmelnd verließ Dr. Ging das Zimmer.

Einige Zeit danach saß Schwester R. mit ihren Kollegen beim Frühstück. Dr. Ging betrat den Raum und sagte etwas in die Runde, was R. nicht weiter beachtete. Sie wurde dann auf ihn aufmerksam und hörte „…, Madame.“ Auf ihre Rückfrage bestätigte er, daß er sie damit meinte. Sie beschloß, sich durch diese Beleidigung nicht provozieren zu lassen. Dr. Ging warf ihr vor, den Probanden keine Gläser mitgegeben zu haben, obwohl er danach verlangt hätte. Die würden nun fehlen. Während R. ihm noch erklärte, daß er nur von Wasser, nicht von Gläsern gesprochen hatte, wies Medizinstudentin K., die neben R. saß, darauf hin, daß in dem Schrank, neben dem der Arzt stand, jede Menge Gläser stünden. Der Arzt ignorierte die Studentin und verlangte weiter nach Gläsern. R. wiederholte den Hinweis von K. mit der Bemerkung: „Das steht sogar dran.“ Dr. Ging darauf mit einem etwas unsicheren(?) Lächeln: „Ach ja?“ Selbst wenn R. akustisch verstanden hätte, daß sie Gläser hätte organisieren sollen, hätte ihr die Zeit dazu gefehlt. Er allerdings hatte offenbar für alles Zeit, sah solche Botengänge aber scheinbar als unter seiner Würde an. Dies jedenfalls ging R. durch den Kopf, weshalb sie nicht mal ansatzweise Anstalten machte, die unterwürfige Schwester zu spielen und einfach sitzen blieb. Dr. Ging wandte sich um und verließ den Raum. Im Hinausgehen murmelte er noch etwas. Es war: „…bringst mir dann noch die Gläser…“, wie diejenigen, die es verstanden hatten, R. mitteilten.

Am Tisch entspann sich eine Diskussion darüber, was nun zu tun sei. Ein Medizinstudent, der R. keine überzeugenden Argumente dafür liefern konnte, dem Arzt die Gläser hinterherzutragen, tat das dann selber. Er fürchtete unangenehme Konsequenzen.

Soll man nun über Dr. Ging lachen, weil er unmöglich glauben kann, daß erwachsene Menschen ein solches Verhalten ernst nehmen? Oder muß man ihn bemitleiden, weil er es nötig hat, sein Ego durch alberne Machtspielchen aufzurichten?
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