Sonntag, 20. November 2011

Unter Haien

Da sind sie also, die Immobilienhaie. Sie kamen nicht, wie von Herrn Meier angedroht, um mich vor die Tür zu setzen oder meine Miete zu verfünffachen, sondern erst nachdem ich die Wohnung aus eigenem Antrieb und freien Stücken gekündigt habe.
Was genau sie eigentlich von mir wollen, weiß ich auch nicht genau. Das Schreiben des outgesourcten Tochterunternehmens meines Vermieters, der seit einigen Monaten eine AG ist, liest sich etwas - nun ja, weltfremd, irgendwie. Aber vielleicht bin ich es auch, die weltfremd ist. Eine Wohnung primär als Lebensraum zu betrachten und nicht als Kapitalanlage ist ja auch sowas von 90er!
Mir ist es ehrlich gesagt scheißegal, was mit der Wohnung passiert, sobald ich ausgezogen bin. Sie gehört mir ja nicht. Warum also erzählt mir das Tochterunternehmen, der Interessent wäre "ausschließlich an Kapitalanlagen interessiert"? Soll mich das beruhigen? Oder beunruhigen? Vielleicht sollte ich ihm raten, besser in Edelsteine oder -metalle zu investieren. Eine einzelne, unvermietete Wohnung in einem 12-Parteien-Haus ist meiner Meinung nach nicht besonders gut geeignet, um damit schnell reich zu werden. Vielleicht ist der Interessent nur auf die Immobilienfuzzi-PR reingefallen, die Logik bleibt mir jedenfalls verborgen.
Soll er kommen, soll er gucken. Auch wenn ich leicht angepißt bin, daß vorsorglich darauf hingewiesen wird, ich wäre verpflichtet, die Besichtigung meiner Wohnung zu ermöglichen. Nur "der guten Ordnung halber", versteht sich. Nicht etwa, um im Vorfeld schon eine feindselige Atmosphäre zu schaffen, indem mir unterstellt wird, ich wäre nicht kooperativ. Und keinesfalls um mir zu zeigen, daß das Recht auf Privatsphäre und Unverletzlichkeit der Wohnung nur lästige Paragraphen sind, die man, nur pro forma, nicht so ganz übergehen darf.

Aber was will ich denn? Das war doch geradezu vorbildlich! Es geht auch ganz anders! Man kan mir auch einfach einen kleinen Zettel in die Wohnungstür schieben, auf dem man mich bittet, dringend zurückzurufen. Zurück? Da war gar kein Hinruf, auf den ein Rückruf hätte erfolgen können. Immerhin gibt es neben der Handy- noch eine Festnetznummer und einen Nachnamen, der Vorname ist mit S. abgekürzt. Die Telefonnummer bei google einzugeben kann man jetzt nicht gerade als Recherche bezeichnen. Und es reichte schon, um herauszufinden, daß S. die Inhaberin einer Immobilienfirma ist.
Ich kann es nicht leiden, für dumm gehalten zu werden. Das empfinde ich als Beleidigung.
Wie seriös kann eine Firma sein, die es nötig hat, derartig Versteck zu spielen? Ein Brief oder wenigstens eine kurze Notiz im Briefkasten, wer sie ist und was sie will, hätte doch drin sein müssen, oder? Ach ja, ich glaube, ich versteh das Immobiliengeschäft wirklich nicht.

Mal unter uns, liebe S., wenn meine Mutter zu mir sagt, ich solle mich (doch mal wieder) melden, ist das der Grund dafür, genau das wochenlang nicht zu tun. Wenn nun eine Fremde dies tut, ohne irgendetwas von sich preiszugeben und dann noch suggeriert, es wäre eilig, was wird dann wohl passieren?
Sie wollen etwas, offenbar meine Wohnung. Und sie brauchen dafür meine Unterstützung. Nun, dann dürfen Sie sich gern etwas mehr Mühe geben. Ich hab nämlich nichts davon Ihnen zu helfen. Vor allem dürfen Sie mich als erwachsenen Gesprächspartner sehen und ernst nehmen.

Das sind sie also, die Immobilienhaie.
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