Mittwoch, 12. Mai 2010

Kranke Kasse

Ich darf mich vorstellen, ich heiße Deutsche BKK und bin eine der größten Krankenkassen in Deutschland. Diesen Status habe ich erreicht, weil sich die Betriebskrankenkassen von Volkswagen, Post und Telekom zusammengeschmissen haben. Auf diese Leistung bin ich furchtbar stolz und verkünde daher ständig, wie toll ich mich finde. Wer nicht wirbt, der stirbt. Um die Werbung zu finanzieren, muß ich dann eben an anderer Stelle sparen, z.B. an kompetenten Mitarbeitern und natürlich am Kundenservice.
Sparen allein reicht selbstverständlich nicht aus. Mehr Geld muß in die kranke Kasse! Und siehe da, Kandidaten zum Abzocken finden sich schnell. Da ist z.B. die Versicherte, die zum Studententarif von 64,66€ monatlich schmarotzenderweise hin und wieder Leistungen in Anspruch nimmt. Der schreib ich 1-2-fix einen Brief, daß ihre Versicherungspflicht im übernächsten Monat endet und lasse ihr freundlicherweise die Wahl, sich freiwillig bei mir zu versichern, da zahlt sie dann etwa das doppelte. Nett von mir! Das Widerspruchsschreiben, indem sie mir den Nachweis bringt, daß ihre Versicherungspflicht noch ein weiteres Semester gilt, ignoriere ich erstmal. Und daß sie ohne ausdrückliche Kündigung weiter bei mir versichert ist, verschweige ich. Es genügt vollkommen, die Beiträge weiterhin von ihrem Konto abzubuchen. Soll die doch glauben, sie sei nicht mehr bei mir versichert und sich eine neue Kasse suchen. Die wird ihr dann schon sagen, daß das so nicht geht.
Und tatsächlich - sie scheint's kapiert zu haben! Sie kündigt und bittet um eine Kündigungsbestätigung, weil die TK, zu der sie wechseln will, sowas verlangt.
Na, so mal schon gar nicht! Eine Kündigung, die ich nicht bestätige, ist auch keine. Ätsch. Soll die Kundin doch sehen, wie weit sie kommt.
Ich schicke ihr erstmal einen Brief, in dem ich bestätige, daß ich mich geirrt habe und sie doch noch sechs Monate länger pflichtversichert ist als ich damals behauptet hatte. Nach fünf Monaten kann ich das schonmal machen. Gleichzeitig behaupte ich, sie hätte darum gebeten, weiter bei mir versichert zu sein.
Ach, und statt der Kündigungsbestätigung sende ich ihr großzügigerweise eine Bescheinigung darüber, wie lange sie bisher bei mir versichert war. Daß die TK das nicht akzeptiert, ist ja nun wirklich nicht mein Problem.
Kurz darauf stelle ich dann ganz überrascht fest, daß besagte Kundin offenbar die Bank gewechselt hat und ich nun keine Beiträge mehr einziehen kann. Höchste Zeit, mal eine Mahnung zu schicken. Dabei mahne ich gleich noch zwei Monatsbeiträge an, die ich schon abgebucht habe. Ich bin da großzügig. Aus lauter Kulanz biete ich sogar an, die ausstehenden Beiträge in Raten zu 50,-€ monatlich abzuzahlen. Soviel muß eine Studentin zusätzlich schon aufbringen können.
Auf ihren Widerspruch reagiere ich selbstverständlich nicht. Ich bin im Ignorieren nämlich richtig gut.
Mein Vorstand hat übrigens beschlossen, von allen Versicherten Zusatzbeiträge zu verlangen. Man muß schließlich sehen, wo man bleibt. Die kündige ich der renitenten Kundin natürlich nicht an, sonst hätte sie ja ein Sonderkündigungsrecht. Es reicht aus, die anzumahnen, weil ich sie überraschenderweise vom nicht mehr existenten Konto nicht einfach abbuchen kann. Eine saftige Rücklastschriftgebühr in Höhe von 5 € pack ich auf die Rechnung noch drauf. Doch diese bockige Studentin legt erneut Widerspruch ein und verlangt schon wieder eine Kündigungsbestätigung! Welch eine Frechheit! Da hilft nur konsequentes Ignorieren. Die TK, die sie um Hilfe und Vermittlung gebeten hatte, hat sich doof gestellt und sie mit dem Problem allein gelassen. Ich jedenfalls hab die Nerven, das auszusitzen. Wir werden ja sehen, was passiert, wenn die mal wieder zum Arzt muß...
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